Feierstunde zu Ehren von Bogdan Bartnikowski
Am 2. April hatten wir hohen Besuch in unserer Aula. Als besonderer Gast ist Bogdan Bartnikowski bereits zum zweiten Mal in diesem Schuljahr zu uns gekommen. Warum? Auf Vorschlag des Vereins „Zeichen der Hoffnung“ sollte ihm die silberne Bürgermedaille der Stadt Wiesbaden verliehen werden. Grund genug für uns als Leibnizschule, dem Geehrten eine Feierstunde auszurichten.
Es ist in jeder Beziehung ein besonderer Besuch für Bogdan Bartnikowski in der Landeshauptstadt. In diesen Tagen kommt er nicht wie sonst, mit einer Gruppe von Zeitzeugen, sondern allein. Ihm soll besondere Ehre zu werden, da er bereits mehrfach in Wiesbaden und Mainz war, um Schülerinnen und Schülern von den Gräueln des Nationalsozialismus zu berichten. Er tut dies immer sachlich, nie anklagend, aber dennoch mahnend.
Bogdans Geschichte beginnt in Warschau
Als Zwölfjähriger ist er als Botenjunge am Warschauer Aufstand beteiligt. Insofern hat er bereits hier Verantwortung übernommen und hat sich in Lebensgefahr begeben. Er wird verhaftet und kommt über Durchgangslager ins Vernichtungslager Ausschwitz-Birkenau. Im Januar, kurz vor der Befreiung des Lagers, wird er nach Berlin-Blankenburg deportiert und wird dort bis April 1945 zum Aufräumen der Trümmer in Berlin zwangsverpflichte
Bogdan hat sehr viel Glück gehabt, dass er überleben konnte. Er berichtet darüber in ruhigen Ton und sehr eindrücklich. Dank seiner Berichte wird nicht nur die Erinnerung an seine eigenen Erfahrungen, sondern auch an die vielen Opfer der nationalsozialistischem Herrschaft aufrecht erhalten. Auch dass Bogdan zum Offizier der Luftwaffe ausgebildet wurde und wie er die kommunistische Herrschaft in Polen erlebt hat, fesselt die Schüler und Schülerinnen. Nicht zuletzt ist er als Person beispielhaft dafür, dass der Frieden und die Menschlichkeit zu jeder Zeit gewahrt werden müssen. Daran appelliert er in den Gesprächen mit den Jugendlichen.
Nicht mehr viele Zeitzeugen
Auch am 2. April haben Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler die Möglichkeit, Bogdan Fragen zu stellen: Sie und geladene Gäste der Dürerschule, Gutenbergschule, Jawlenskyschule, Kellerskopfschule und des Mainzer Frauenlobgymnasiums lauschen aufmerksam den Ausführungen Bogdans. Bogdan berichtet davon, wie er zum ersten Mal nach Ausschwitz zurückgekehrt ist und in welchem inneren Konflikt er sich dabei befunden hat. Seitdem war er häufiger zu Veranstaltungen in Ausschwitz, aber die erste Rückkehr hat ihn große Überwindung gekostet.
Zuletzt war Bogdan anlässlich der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung am 27. Januar am Ort des Grauens. Zusammen mit den verbliebenen Überlebenden blickte der 93-jährige auf das Torhaus von Auschwitz-Birkenau und lauschte den Worten ehemaliger Lagerinsassen. Diese hochbetagten Damen und Herren standen im Mittelpunkt des Gedenkens. Doch ihre Stimmen werden irgendwann nur noch gelesen oder in Videoaufnahmen vernommen werden können, Fragen stellen können wir dann nicht mehr.
Ein Zeichen setzen
Dies ist auch dem Leistungskurs Geschichte von Herrn Kremp an diesem Nachmittag bewusst. Die Schülerinnen und Schüler treten engagiert in den Dialog mit dem polnischen Gast. Seinem nachdrücklichen Friedensappell folgend, haben sie eine Aktion vorbereitet: Eine Friedenstaube wird mit den bunten Handabdrücken der Schülerinnen und Schüler versehen wird – als Zeichen Frieden, Freiheit und Vielfalt.
Bogdan ist sichtlich gerührt und bedankt sich für die ganze Feierstunde und besonders auch für die von Herrn Geertsen (Vorstandsmitglied von „Zeichen der Hoffnung“) gehaltene Laudatio. Sehr beeindruckt haben ihn auch für die musikalischen Beiträge, die der Leistungskurs Musik unter der Leitung von Herrn Gück beiträgt. Chopin, Beethoven und Klezmer stehen auf dem Programm und spiegeln den Geist des Nachmittags wider: Erinnern an die polnischen, jüdischen und alle Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft – Appell an die Zeitgenossen, Unrecht zu widerstehen – Verständigung für ein friedvolles Miteinander.
Danksagung
Großer Dank geht an den Verein „Zeichen der Hoffnung“, der sich seit Jahrzehnten um die deutsch-polnische Verständigung bemüht und der Bogdan Bartnikowski für die Bürgermedaille vorgeschlagen hat. Die Fachschaft Geschichte, die Schulgemeinde, die beteiligten Schülerinnen und Schüler und der Förderkreis der Leibnizschule haben zum Gelingen der Feierstunde beigetragen. Herzlichen Dank für die Ideen, die Planung und Organisation.
Wir wünschen Bogdan Bartnikowski, der unsere herzlichen Grüße nach Polen mitnimmt, alles Gute!

