Zeitzeugengespräch u.a. mit Bogdan Bartnikowski
Am 10. September 2025 besuchten Bogdan Bartnikowski (93) und Barbara Doniecka (91), beide gebürtig aus Warschau, sowie Czarek Naróg (55), der Sohn der inzwischen verstorbenen Zeitzeugin Marianna Naróg, die Leibnizschule. Sie berichteten den Schülerinnen und Schülern der E-Phase von den Schrecken der NS-Zeit und deren Folgen.
Bogdan schilderte seine Erlebnisse im Warschauer Aufstand und seine spätere Haft in Auschwitz, wo er als Jugendlicher Hunger, Krankheit und Zwangsarbeit überstehen musste. Er sprach von brutalen SS-Männern, aber auch darüber, dass er große Solidarität unter Häftlingen erlebt hat. Gemeinsam hätten sie sich unterstützt, miteinander verbotener Weise gesungen oder Gedichte rezitiert.
Barbara berichtete darüber, wie wenig sie sich seit ihrer Ankunft am 12. August 1944 als Kind fühlen konnte und dass sie ständigem Druck durch die unmenschlichen Lagerbedingungen ausgesetzt war. Sehr eindrucksvoll beschrieb sie, wie sie nach ihrer Ankunft in Auschwitz zur Desinfektion geschickt wurde und im Anschluss irgendwelche, nicht passende Kleidung und zwei verschiedene Schuhe erhalten hatte. Im Januar 1945 konnte sie Auschwitz verlassen, allerdings nur um in das Lager Blankenburg überführt zu werden. Dennoch keimte in ihr Hoffnung auf.
Czarek taute im Gespräch nach und nach auf und brachte Dokumente sowie Fotos seiner Mutter mit, durch die ihre Lebensgeschichte besonders greifbar wurde. Czareks Mutter hat zweitlebens wenig über die Zeit in Auschwitz sprechen können: Nur mit anderen ehemaligen Häftlingen konnte sie dieses Schweigen durchbrechen. Ihr Sohn machte deutlich, wie stark die Erfahrungen der Eltern das Leben der Kinder von Überlebenden bis heute prägen.
Organisiert wurde die Veranstaltung von Frau Kampe in Zusammenarbeit mit dem Verein „Zeichen der Hoffnung – Znaki Nadzei e. V.“. An der Übersetzung waren Daria Schefczyk vom Verein „Zeichen der Hoffnung“, Renata Gądek, Mutter einer unserer Schülerinnen, die unsere Zeitzeugengespräche schon mehrfach begleitet hat, sowie Maja Schneider, Schülerin des Jahrgangs 12, beteiligt. Maja hat die Herausforderung klasse gemeistert. Vielen Dank an alle drei für diese wertvolle und wichtige Unterstützung!
Ein besonderer Dank gilt den drei Gästen, die mit ihren persönlichen Beiträgen die Erinnerung wachhalten und den Jugendlichen eindrücklich die Bedeutung von Verantwortung und Hoffnung für die Zukunft vermittelten.
Bogdan erlebte übrigens eine große Überraschung, da er an der Leibnizschule eine Vitrine vorgefunden hat, die ihm zu Ehren eingerichtet worden war: Er hatte im April 2025 die silberne Bürgermedaille der Stadt Wiesbaden erhalten und war aus diesem Anlass nach Wiesbaden eingeladen worden. Bogdan zeigte sich sehr gerührt über die zusätzliche Anerkennung in Form der Vitrine.
(Km)
Hörtipp: podKEKS zur Verleihung der Bürgermedaille





